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Die Problematik einiger Kinder mit dem Fach Mathematik ist hinlänglich
bekannt. Zahlreiche Lehrkräfte sowie Eltern kennen Leistungsabfälle
und -ausfälle in diesem Unterrichtsfach, die sich als fehlerhaftes bzw.
fehlendes Verständnis für Mathematik, ihren Aufbau und ihre Operationen
darstellen.
Dyskalkulie bzw. Rechenschwäche ist demnach ein dauerhaftes
Leistungsversagen im Unterrichtsfach Mathematik. Die Kinder bewältigen
die in der Schule geforderten Leistungen nicht. Eine Beurteilung mit
schlechten Noten folgt als Konsequenz.
Ihr Lernverhalten zieht neben umfangreichen außerschulischen
Fördermaßnahmen z.T. auch eine Klassenwiederholung nach sich.
Rechenschwäche tritt als Phänomen eines Leistungsversagens nur im
Kontext Schule auf.
Verbreitung
Da der Begriff für dieses Phänomen an sich schon umstritten ist, lässt
sich auch der Anteil betroffener Schüler nicht genau ermitteln.
Unterschiedliche Schätzungen bzw. Untersuchungen gehen von 5 bis
zu 20 Prozent der Schüler aus.
Einen konkreten Anhaltspunkt über die Verbreitungen dieses Phänomens
geben die Schulleistungsstudien PISA und IGLU, nach denen
ca. 20 Prozent der schulpflichtigen Kinder lediglich die beiden unteren
Kompetenzniveaus in Mathematik (I und II) erreichen.
Charakteristische Probleme und Verdachtsmomente:
- Angst vor der Schule, dem Fach Mathematik, den Klassenarbeiten
in Mathe und der Lehrperson,
- Misserfolge trotz eines hohen Zeitaufwands bei Hausaufgaben,
- Häufiger Eindruck totaler Vergesslichkeit,
- (Ab)zählendes Rechnen (Fingerrechnen),
- Nichterkennen von Zusammenhängen zwischen Darstellungsarten
auf unterschiedlichem Abstraktionsniveau
(Bild, Symbol z.B. Kreise, Zahlwort, Operationszeichen),
- Völliges Unverständnis für einige Aufgabenstellungen und den
Alltagsbezug von Rechenoperationen,
- Linkshändigkeit oder auf rechts umgestellt,
- Orientierungsprobleme (Lageprobleme, Vertauschen von Einern
und Zehnern, Vertauschen ähnlicher Ziffern wie 9 und 6),
- Vertauschen von Stunden, Minuten, Sekunden,
- Ungenaue Vorstellungen von Wochen, Monaten, Jahren,
- Schwierigkeiten beim Umgang mit Wechselgeld,
- Wahrnehmungsprobleme,
- Auszählen von Kleinstmengen,
- Lösungsfindung durch Abzählen,
- Probleme beim Rückwärtszählen,
- Keine größere Mengenerfassung,
- Auswendiglernen als Kompensationsstrategie,
- Erhöhtes Bedürfnis nach Eselsbrücken, Tricks oder Reimen,
- Schriftliche Addition auch bei einfachsten Aufgaben,
- Vertauschen von Rechenarten,
- Probleme mit Stellenübergängen beim Zehner, Hunderter usw.
Begriffsklärung
Dyskalkulie ist eine Lernleistungsbeschreibung, deren Abweichung an
der erwarteten Schulleistungsnorm gemessen wird.
Schulleistungen sind das Ergebnis eines gemeinsamen Lehr- und
Lernprozesses zwischen Lehrkräften und Schülern. Lernschwierigkeiten
und somit auch Schwierigkeiten im Mathematikunterricht sind in erster
Linie im Kommunikations-und Interaktionsgeschehen der Schule zu suchen.
Dyskalkulie ist der nicht gelungene Umgang mit verschiedenartigen
Lösungswegen der Kinder, mit ihren individuellen Fähigkeiten und
Fertigkeiten bezüglich mathematischer Sachverhalte. Sie beschreibt
eine Diskrepanz zwischen den individuellen Lösungswegen des Kindes
und den schulischen, konventionellen Erwartungen.
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